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Perspektiven
Gabrielle Moog
Astrologische
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Die Risikogesellschaft

Beck´s “Risikogesellschaft” im Spiegel von Tschernobyl und Fukushima
 
Ulrich Beck nennt in seinem Buch von 1993 (Die Erfindung des Politischen), treffend welche Art Modernisierungsprozesse die Risikoepoche der (zweiten) Moderne, also seine sogenannte „Risikogesellschaft“ prägen:
   „'Der Übergang von der Industrie- zur Risikoepoche der Moderne vollzieht sich ungewollt, ungesehen, zwanghaft im Zuge der verselbständigten Modernisierungsdynamik nach dem Muster der latenten Nebenfolgen. ... Die Risikogesellschaft ist keine Option, die im Zuge politischer Auseinandersetzungen gewählt oder verworfen werden könnte. Sie entsteht im Selbstlauf verselbständigter, folgenblinder, gefahrentauber Modernisierungsprozesse.' (Beck 1993: 36, Hervorh. weggel.)" (Ute Volkmann 2018: S. 11)
Was könnte Becks Beschreibung von „verselbstständigt“, „folgenblind“ und „gefahrentaub“ am besten entsprechen, als die von Anfang an unterschätzte Gefahr bei der Kernenergienutzung? Anhand der beiden Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima werde ich zeigen, dass diese Problematiken bereits systemimmanent, nämlich seit Ende der Fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts vorlagen. Als Beispiel für den Geist dieser Zeit dient mir das Gründungshoroskop der Europäischen Gemeinschaft. Die Europäische Gemeinschaft (EG) bezog einen wichtigen Teil der westlichen Welt und führender Industrienationen ein. Die Staaten der Europäischen Gemeinschaft wirkten und wirken prägend auf gesellschaftliche Strukturen, Werteentwicklung und vor allen Dingen auf die Art und Weise, wie Wissenschaft in der westlichen Welt vorangetrieben wurde und wird.
 
Betrachten wir zunächst den Verlauf der Katastrophe von Tschernobyl.
Wikipedia schreibt: (Wikipedia 17.12.18: https://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearkatastrophe_von_Tschernobyl)
"Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl ereignete sich am 26. April 1986 in Reaktor 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl nahe der ukrainischen Stadt Prypjat. Auf der siebenstufigen internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse wurde sie als erstes Ereignis in die höchste Kategorie katastrophaler Unfall eingeordnet.
 
Bei einer unter der Leitung von Anatoli Stepanowitsch Djatlow durchgeführten Simulation eines vollständigen Stromausfalls kam es auf Grund schwerwiegender Verstöße gegen die geltenden Sicherheitsvorschriften sowie der bauartbedingten Eigenschaften des mit Graphit moderierten Kernreaktors vom Typ RBMK-1000 zu einem unkontrollierten Leistungsanstieg, der zur Explosion des Reaktors und zum Brand des als Moderator eingesetzten Graphits führte. Innerhalb der ersten zehn Tage nach der Explosion wurde eine Aktivität von mehreren Trillionen Becquerel freigesetzt. Die so in die Erdatmosphäre gelangten radioaktiven Stoffe, darunter die Isotope 137Cs mit einer Halbwertszeit (HWZ) von rund 30 Jahren und 131I (HWZ: 8 Tage), kontaminierten infolge radioaktiven Niederschlags hauptsächlich die Region nordöstlich von Tschernobyl sowie viele Länder in Europa. Nach der Katastrophe begannen sogenannte Liquidatoren mit der Dekontamination der am stärksten betroffenen Gebiete. Unter der Leitung des Kurtschatow-Instituts errichtete man bis November 1986 einen aus Stahlbeton bestehenden provisorischen Schutzmantel (russisch объект «Укрытие»), der meist als „Sarkophag“ bezeichnet wird."
 
Schauen wir nun auf das sekundärprogressive Horoskop der Europäischen Gemeinschaft zum Zeitpunkt der Katastrophe in Tschernobyl. Man sieht recht deutlich, dass einer der neuralgischen Punkte, die die „hausgemachten“ Gefahren der Risikogesellschaft sehr gut repräsentieren, nämlich Neptun im Skorpion, zu dieser Zeit progressiv direkt am Aszendenten stand. Atomspaltung ist unter anderem eine Domäne des Kleinplaneten Pluto (Plutonium!) und des Skorpions, der wiederum das astrologische 8. Haus (Tod, Transformation/Transmutation) symbolisiert. Die Atomkraft, auf die man gebaut hatte, sorgte nun für eine globale Kontamination und nahm keine Rücksicht auf natürliche oder menschengemachte Grenzen oder gar gesellschaftlichen Schichten. Es erklärt sich aber auch durch die astrologischen Konstellationen, weshalb nicht schon 1986 die Konsequenz gezogen wurde, die Anwendung des Atomstroms als Energiegewinnung zu beenden. Neptun heißt nämlich, dass man die Risiken nicht wahrhaben will, sie verschleiert und irgendwie erduldet. Die europäische Gemeinschaft wurde quasi ein Opfer, das bereitwillig folgenblind, gefahrentaub die Risiken der verselbständigten Modernisierungsprozesse (vgl. Beck 1993) weiterhin einfach in Kauf nahm.
 
Ungeachtet dessen, dass die Atomkraft bewiesen hatte, wie unerbittlich und schädlich sie ist, wurden Technik und Modernisierungsprozesse mithilfe der Kernenergie weiter vorangetrieben. Dadurch wurde im Gegenzug auch immer wieder rechtfertigt, dass die Atomkraft als Energiegewinnung unabdingbar sei. Die erste Chance, konsequent von dieser Art Energiegewinnung Abstand zu nehmen, war also schon einmal vertan.
 
Doch wie ging es dann weiter? Wie immer, wenn man nicht auf mahnende Ereignisse hören möchte, kam es also noch schlimmer: Fukushima.
 
Es war doch nur eigentlich eine Frage der Zeit, bis im erdbebengeschüttelten Bereich der japanischen Gewässer etwas Katastrophales passiert. So schrecklich und so weit entfernt die Katastrophe von Fukushima auch war, kam dieses Ereignis für die europäische Gemeinschaft doch endlich zur rechten Zeit, um ein (technisches) Umdenken einzuläuten.
 
Das Horoskop der europäischen Gemeinschaft beschreibt auch, dass das erste einschneidende Ereignis im Einflussbereich des europäischen Raums liegen musste. Pluto mit Zeus, also die plutonischen Kräfte, die auch, wie ja geschehen zur Waffenherstellung verwendet werden könnten, stand im zehnten Haus der Europäischen Gemeinschaft. War für diese also direkt im unmittelbaren Einflussbereich, denn die Ukraine zählt noch zum europäischen Kontinent.
 
Das Ereignis von Fukushima ereignete sich erst, als Pluto mit Zeus ins neunte Haus der Europäischen Gemeinschaft gewandert war (sekundär progressiv). Daher konnte ein Ereignis mit Atomkraft und Kernenergie also dieses Mal in Übersee stattfinden.
 
Wikipedia schreibt: (Wikipedia 17.12.18: https://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearkatastrophe_von_Fukushima)
Die Unfallserie begann am 11. März 2011 um 14:47 Uhr (Ortszeit) mit dem Tōhoku-Erdbeben und dem darauffolgenden Tsunami, die beide als Auslöser der Katastrophe gelten. Sie nahm gleichzeitig in vier von sechs Reaktorblöcken ihren verhängnisvollen Verlauf. In Block 1, 2 und 3 kam es zur Kernschmelze. Es gab Explosionen in drei Reaktorblöcken, sowie einen Brand in einem Abklingbecken. Große Mengen an radioaktivem Material wurden freigesetzt. Bei der Freisetzung des Caesium-Isotops Cs-137 geben manche Quellen 36 PBq Cs-137 an,[2] das wären ca. 42 % der Cs-137 Emission von Tschernobyl.[3] Andere Quellen schätzen 50 bis 80 PBq, das wäre in etwa so viel wie bei Tschernobyl.[4] Diese Schätzungen betreffen hauptsächlich die Kontamination der Luft und des Bodens. Zur Abgabe in den Pazifischen Ozean gibt es bisher keine zuverlässigen Studien. Wahrscheinlich liegen die totalen Werte weitaus höher.[5]

Schauen wir nun den Zeitpunkt der Fukushima-Katastrophe, die im wahrsten Sinne des Wortes große Wellen schlug, im sekundärprogressiven Horoskop der EG. Diesmal lief sekundärprogressiv der aufsteigende Mondknoten direkt über den Aszendenten. Somit schien das Hauptziel erreicht, das man seit Gründung der EG anstrebte, das Ziel nämlich, plutonische Kräfte zu entfalten und technisch nutzbar machen zu wollen: Indem Pluto und Zeus am MC vorbei in das neunte Haus liefen, projizierte man das Problem stellvertretend in der Ferne. Und weil mit dieser Auslagerung in die Ferne das Ziel für die EG bereits erreicht und überschritten schien, die Kernenergie (Pluto mit Zeus), nicht länger als dominant und mit Priorität für die Gesellschaft (zehntes Haus) angesehen wurde, war ein schneller Rückzug, in den Köpfen der Politiker, resp. Angela Merkel, möglich.

Im Frühjahr 2011 standen Uranus und Schwarzer Mond kurz davor, in den Widder einzutreten. Es ging also außerdem darum, zeitnah einen Neuanfang in Bezug auf Stromerzeugung und technische Neuerungen zu initiieren, der den Möglichkeiten, die der Menschheit derzeit und in den nächsten Jahren und Jahrzehnten „verwalten kann“, gerecht wird. Plutonische Kräfte gehen (in ökologischen Kreisläufen gedacht) eindeutig noch über den Horizont des Menschen hinaus. Unter anderem deshalb, weil, für jeden einsehbar, die Problematik der bei heutiger Technik anfallenden Abfallstoffe in keinster Weise umweltverträglich lösbar ist. Die Hinwendung also zu technisch machbaren, durch den Faktor Mensch nicht so störanfälligen und insgesamt ökologisch vertretbaren Energieerzeugungstechniken konnte im Jahr 2011 angestoßen werden. Uranus hat einen 84-jährigen Umlaufzyklus, es muss(te) also ein für 84 Jahre vertretbarer Technikzyklus gestartet werden. Womit man auch automatisch die Einstellung zur Technik, die in den vergangenen 84 Jahren relevant war, auf die nächst höhere Erkenntnis- und Entwicklungsstufe heben muss(te).
 
Wie im Gründungshoroskop der europäischen Gemeinschaft zu erkennen, hatte man sich Ende der 50er Jahre aufgemacht, plutonische Kräfte zu entfesseln: der aufsteigende Mondknoten lief durch den Skorpion, Neptun stand im Skorpion, Herrscher Pluto mit Zeus dominiert im 10. Haus der Ziele und Mittel.
 
Pluto steht aber auch für Umweltverschmutzung und Abfallstoffe, Ausscheidungen und Müll. Die aufstrebende Nachkriegsgesellschaft hat sich also quasi zum Ziel gesetzt, eine Menge plutonischen Müll zu produzieren. Insofern kann man eigentlich nicht Wissenschaft, Technik oder der aufstrebenden Wirtschaft die Schuld geben, sondern es gab eine klare politische (10. Haus) Geisteshaltung, in der über die Abfallstoffe nicht reflektiert, sondern diese in besonders großem Ausmaß erzeugt wurden.
 
Dass die gesamte Gesellschaft, vor allen Dingen auch im hochtechnisierten Europa sich der Gefahren nicht bewusst war, zeigt, dass bei Neptun am Aszendenten die Katastrophe von Tschernobyl kaum irgendwelche Konsequenzen oder Resonanzen erzeugte. Hätte man doch vielleicht in den achtziger Jahren noch das Ruder herumreißen und ökonomisch/ökologisch harmonisch die Entwicklung vorantreiben können. Doch die rufe Atomkraft Nein danke blieben weitgehend ungehört. Allein die Nutzung der Kernenergie schien damals die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zielsetzungen nach dem immer mehr, schneller und weiter dem entsprechenden Energiebedarf überhaupt möglich zu machen.
 
Aber selbst, wenn man damals (1986) auf die Mahner gehört hätte, das Ziel blieb vorerst weiterhin (Pluto und Zeus, beide Repräsentanten plutonischer Techniken im zehnten Haus) mit aller Macht, und notfalls auf „Pump“, Technik, Wissenschaften und Atomziele weiter zu betreiben. Das ganze Spiel konnte also erst unterbrochen werden, als der MC über diesen markanten Punkt hinweg ging und die bis dato gültige (politische) Zielsetzung „Atom“-Technik schließlich ins neunte Haus wanderte. Gleichzeitig verlief der sekundärprogressive Aszendent auch über den aufsteigenden Mondknoten und in der Sekunde war quasi im wahrsten Sinne des Wortes aus der Atomenergie, zumindest bei uns, die Luft heraus.

Im Horoskop der europäischen Gemeinschaft steht außerdem der schwarze Mond und Chiron im Wassermann. Das bedeutet also, dass tödliche Gefahren und gesundheitliche Störungen durch moderne Technik entstehen können. Daneben steht auch der Mond. Dieser repräsentiert den Körper, die Seele des Volkes. Die Seele des Volkes und der Körper des Volkes werden also quasi durch Technik, technische Risiken, vor allen Dingen durch Modernisierungen und Fortschritt bedroht. Vielleicht könnte man nun interpretieren, dass es die Aufgabe der weiblichen oder familienorientierten (Mond) Bevölkerung ist, die Gefahren der Technisierung zu erkennen und zu benennen? Aber eigentlich auch Nein, denn der Mond im Wassermann zeigt, dass bis tief in die familiären und traditionellen Strukturen akzeptiert wurde, dass man technisch voranschreiten müsste, egal, wie viel Probleme es bringt. Der schwarze Mond bezeugt außerdem, dass man „stumm und ungehört“ die Folgen zu ertragen hätte.

Die Wissenschaft entwickelt also moderne Techniken, die wiederum die Wirtschaft vorantreiben und den Wohlstand erhöhen können. Wie erklärt sich aber, dass die Problematik der gleichzeitig auftretenden unendlichen Abfallprodukte und Verschmutzungen nicht erkannt, respektive nicht von vornherein vermieden wurden?

Die Modernisierungsrisiken seien laut Ulrich Beck nicht den Wissenschaften, der Wirtschaft oder der Politik zuzuordnen, sondern stellten Koproduktionen dieser Teilsysteme dar. Beck beschreibt eine „ökonomische Eindeutigkeit der naturwissenschaftlich-technischen Rationalität“, der Blick sei auf Produktivitätsvorteile gerichtet. Zugleich sei sie mit einer systematischen Risikoblindheit geschlagen:
„‘Die Produktion von Risiken und ihre Verkennung hat also ihren ersten Grund in einer ökonomischen Einäugigkeit der naturwissenschaftlich-technischen Rationalität. Deren Blick ist auf die Produktivitätsvorteile gerichtet. Sie ist damit zugleich mit einer systematischen Risikoblindheit geschlagen.“ (Beck 1993: 80, Hervorh. weggel.)‘ “ (S. 15).

Beck geht so weit, zu behaupten, dass nicht etwa Unzuständigkeit oder Verantwortungslosigkeit der Hintergrund wäre, sondern es sei eine Gleichzeitigkeit von Zuständigkeit und Unzurechenbarkeit.
Er präzisiert dies wie folgt:
„‘Es handelt sich also um ein weitverzweigtes Labyrinth-System, dessen Konstruktionsplan nicht etwa Unzuständigkeit oder Veranwortungslosigkeit (sic!) ist, sondern die Gleichzeitigkeit von Zuständigkeit und Unzurechenbarkeit, genauer:  Zuständigkeit als Unzurechenbarkeit oder: organisierte Unverantwortlichkeit.‘ (Beck 1988: 100)“ (S. 17).
Beck sieht eines der Probleme in der zunehmenden gesellschaftlichen Differenzierung. Akteure würden nur Teil systeminternen denken und handeln. Verantwortung für alle Folgen außerhalb ihres Teilsystems fühlten sie sich enthoben (vgl. S. 17).
Ein weiteres Problem sei auch, dass die Modernisierungsrisiken nicht auf isolierbare Einzelursachen zurückzuführen wären (vgl. S. 18). Der politische Handlungsbedarf würde zwar wachsen, aber die Methoden der ersten Moderne, nämlich
„‘mehr und bessere Technik mehr und besseres wirtschaftliches Wachstum, mehr und bessere Wissenschaft, mehr und bessere funktionale Differenzierung überzeugen und greifen nicht mehr‘ (Beck 1999:26).“ (S. 18).
 
Sieht man die Gründung der europäischen Gemeinschaft als wichtigen zeitlichen Ankerpunkt in der Geschichte, hat sich dort also schon eine Art Verschwendungsgesellschaft angedeutet, die tatsächlich mehr oder weniger planlos und gefühlstaub (aufsteigender Mondknoten bei Neptun im Skorpion),  sogar technikblind (schwarzer Mond im Wassermann) beim mit Riesenschritten nach vorn agieren nicht nach hinten schaut (Aufsteigende Mondknoten in Skorpion mit Neptun, absteigender Mondknoten Stier).
 
Beck sieht die Wissenschaften als zentrales Element für die Modernisierung. Sie habe den technischen Fortschritt der ersten Moderne erst möglich gemacht. In der ersten Moderne war ausschließlich die natürliche Welt, der Mensch und Gesellschaft Grundlagen und Bezugspunkt dieser Forschung (vgl. S. 11). In der zweiten Moderne, also nach dem Übergang von der Industrie- zur Risikogesellschaft, sollten sich nach Beck die Wissenschaften bereits reflexiv auch mit ihren eigenen Produkten und Folgeproblemen auseinandersetzen. Für ihn ist das reflexiv werden der Wissenschaft der gesellschaftliche Wendepunkt.
 
Astrologisch gesehen ist im Gründungshoroskop der europäischen Gemeinschaft eines besonders deutlich zu erkennen: Technikfixiertheit! Aufsteigender Mondknoten in Skorpion bedeutet, dass man alte traditionelle Agrargesellschaften (Gegenzeichen Stier) hinter sich lässt. Sozusagen mit aller Gewalt ohne Erkennen von Folgen (Neptun steht beim aufsteigenden Mondknoten) arbeitet man am technischen Fortschritt. Genau dies wird symbolisiert durch Herrscher Pluto zehnten Haus, der in Konjunktion mit Zeus das angestrebte Ziel markiert. Pluto steht für die Gewalten, die man bereit war zu mobilisieren. Darunter auch die Kernenergie. Die markante Stellung von Pluto und Zeus zeigt, dass es (der Politik!) beinahe einzig und allein darum ging, technische Fortschritte zu generieren und voranzutreiben. Der Wendepunkt konnte eintreten, als der sekundär progressive MC endlich diese Pluto/Zeus-Kombination transitierte: Fukushima.
 
Solange diese machtvolle und teilweise auch verhängnisvolle Konstellation mit Pluto und Zeus im zehnten Haus stand, war der technische Fortschritt sozusagen um jeden Preis das Mittel der Wahl und auch das Hauptergebnis, dass man anstrebte. Dieses folgenblinde „weiter so“ schiebt Beck auf die unterschiedlichen Rationalitäten der gesellschaftlichen Teilsystemen (Seite 12) zu diesen zählen für ihn vorrangig Wissenschaft, Wirtschaft und Politik.
 
Aber ist es wirklich der Grund, warum sollten die Teilsysteme nicht entsprechend vernünftig und ökologisch/ökonomisch reagieren können? Schließlich ging es nach Fukushima ja auch (politische gesteuert) in die richtige Richtung. So lässt sich also tatsächlich vermuten, dass ein recht großer Anteil der gesellschaftlichen und politischen Reaktionen und Potentiale auf astrologische Konstellationen zurückzuführen ist. Astrologische Konstellationen geben eine Entwicklungsrichtung (und eine zeitliche Orientierung) vor, die man erst dann ändern kann, wenn diese entsprechenden Faktoren wegfallen. In diesem Falle waren es eben Pluto und Zeus.
 
Nach Beck ist es ein Problem, die Modernisierungsrisiken überhaupt zu erkennen. Gesundheitliche Gefährdungen und Schädigungen, zum Beispiel durch die Radioaktivität nach dem Unfall in Tschernobyl, lägen jenseits menschlicher Wahrnehmungsfähigkeiten:
 
„Denn noch ein anderes Problem ergibt sich aus der Latenz von Modernisierungsrisiken: sie überhaupt zu erkennen. Die gesundheitlichen Gefährdungen bzw. Schädigungen, denen die Menschen sowohl vor Ort als auch in der weit entfernten Bundesrepublik Deutschland durch die Freisetzung von Radioaktivität nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl ausgesetzt waren bzw. immer noch sind, liegen jenseits menschlicher Wahrnehmungsfähigkeiten.“ (S. 14)
 
Wie den Nagel auf den Kopf trifft daher, dass exakt zum Unfall von Tschernobyl der Neptun am Aszendenten der europäischen Gemeinschaft stand. Er symbolisiert genau dieses, nämlich die Unfähigkeit, die Problematik richtig wahrzunehmen. Radioaktivität lässt sich nun mal nicht riechen, schmecken oder fühlen. Man ist also betäubt, ist Opfer von Kräften, die man losgelassen hat und nicht mehr bändigen konnte, man wurde und wird die sprichwörtlich aufgerufenen Geister nicht mehr los.  Nichtsdestotrotz, aufgrund der Medienberichterstattungen wurde jedem Bürger im hintersten Winkel des Landes vermittelt, dass eine, und zwar nicht nur latente, sondern äußerst reale Gefahr besteht. Mit dem Übergang des Aszendenten über den Neptun verschwand gleichzeitig mit der Erkenntnis von Tschernobyl auch die Fähigkeit, sich gegenüber den möglichen Modernisierungsrisiken zum Beispiel durch Atomkraftwerke, gänzlich blind und taub zu stellen. Es war sozusagen die Vertreibung aus dem Paradies der Technikgläubigkeit.
 
Beck spricht davon, dass die Latenz der Modernisierungsrisiken aufgehoben werden muss. Die von ihm benannte Unsichtbarkeit sollen vielschichtige Ursachen-Wirkungs-Komplexe sein, die jenseits des Alltagswissens liegen (vgl. S. 14).
 
 
Beck's Lösung für die Probleme der Risikogesellschaft: das Individuum, der mündige, selbstverantwortliche, informierte Bürger.
 
Beck postuliert als Lösung der Probleme der Risikogesellschaft die Entwicklung einer Bürgergesellschaft, die sich aus Individuen, also mündigen, selbstverantwortlichen, informierten Bürgern zusammensetzt. Je mündiger und selbstverantwortlicher der Bürger wird, umso mehr leiden die beiden traditionellen Volksparteien, die SPD und die CDU/CSU unter Mitgliederschwund.
 
Ein weiterer Aspekt dieser Mondknotenachse von Stier in Skorpion ist die Enttraditionalisierung. Man lässt die Agrargesellschaft, traditionelle Familien- und Klassenstrukturen hinter sich, um technischen Fortschritt und Transformation, sowohl in gesellschaftlichen, technischen als auch im individuellen Zusammenhang zu erreichen. Genau dadurch erzeugt man aber auch ein Leben auf Pump. Kredite und das Leben auf Kosten anderer oder auf Kosten der Ressourcen ist nämlich ebenfalls eine Domäne des Sternzeichen Skorpion und des Kleinplaneten Pluto. Abgeschlagen in der Vergangenheit, zurückgelassen in der ersten Moderne, als noch Wohlstand und Wohlfahrt wichtiges Ziel war und die gesellschaftliche Grundlage Familie und Gemeinschaft, wird das Sternzeichen Stier zunehmend stiefmütterlich behandelt. Immer weniger konnte darauf vertraut, immer weniger darauf gebaut werden, dass Menschen in der eigenen Tradition und Familie verwurzelt bleiben. Vielmehr ergab es sich seit den den fünfziger, sechziger Jahren, dass die Menschen ausschwärmten, und jeder als Individuen, seinen eigenen Weg suchen und sich transformieren (Skorpion) muss. Der Mensch zog also im wahrsten Sinn des Wortes aus, das Fürchten (Pluto und Skorpion!) zu lernen.
 
Kann man hier eventuell noch eine Dynamik und gar einen der Gründe für den Niedergang der Volksparteien, speziell der SPD, erkennen? In der ersten Moderne waren die Erlangung und Erhaltung von Wohlstand für die breite (arbeitende) Bevölkerung Triebfeder und dementsprechend auch der Antrieb für wirtschaftliche und gesellschaftliche Fortschritte. War jene Industriegesellschaft also nicht nur eine erstarkende Wirtschaftsmacht, sondern auch eine Arbeitergesellschaft, gab es dementsprechend auch eine starke CDU und eine Arbeiterschaft als Interessengemeinschaft, vertreten durch Gewerkschaften und SPD.
 
Infolge stärker werdender Individualisierung und Mündigkeit des Bürgers sollte sich aber doch (Beck) eine Bürgergesellschaft entwickeln. Dieser mündige Bürger, der informiert und selbstverantwortlich handelt, ist für Beck die wichtige Grundlage, um die Risiken der Risikogesellschaft in den Griff zu bekommen. Nur über die Öffentlichkeit und die Öffentlichmachung von Problematiken sei dies möglich. (vgl. Beck in Volkmann 2018). Dementsprechend ist das Aufkommen der Grünen und deren Erstarken eine logische Schlussfolgerung. Repräsentieren sie doch unter anderem diesen engagierten Bürger, der die Risiken anprangert und damit eine wichtige Grundlage darstellt, interdisziplinär, also jenseits von Grabenkämpfen in der Wissenschaft oder Wettbewerbsstrukturen der Wirtschaft diese Risiken auch zu benennen und zu beherrschen. Die SPD, als Relikt und Dinosaurier aus dem industriegesellschaftlichen Modell der Arbeitergesellschaft hingegen konnte die Probleme der Risikogesellschaft bisher nicht ausreichend in ihren Fokus nehmen. Sie stand ja immer noch auf der Stufe der einzufordernden Besserstellung der Arbeiterschaft und des steigenden Wohlstands für breite Bevölkerungsschichten. Damit war/ist sie also eigentlich Teil des Problems und nicht der Lösung. Die Gleichberechtigung und Besserstellung der Arbeiterschaft ist nun mal ein ganz anderer, wenn nicht sogar konträrer Fokus, als die Risikominimierung.
 
Liegt, aufgrund der zunehmenden Individualisierung also gar nicht mehr den Fokus auf Besserstellung der Arbeiterschaft und Solidarität, sondern gibt es die Notwendigkeit der Entwicklung des mündigen Bürgers, hat die SPD im wahrsten Sinn des Wortes ihre innere Mitte verloren. Aber auch der CDU, als Vertreterin gesellschaftlicher Hierarchie und Partei der Wirtschaftsmächte geht es zunehmend an den Kragen. Denn auch sie vertritt nicht (nur) den mündigen Bürger, sondern ein System, das den Focus noch zu unzensiert auf wirtschaftlichen Fortschritt und kapitalistische Eigendynamik legt.
 
Literatur:
Ute Volkmann (2018): Das schwierige Leben in der ‚Zweiten Moderne‘ – Ulrich Becks ‚Risikogesellschaft‘. In: Uwe Vormbusch (Hg.): Soziologische Analysen der Gegenwartsgesellschaft, S. 10–25. Fernuniversität in Hagen 2018
 
Beck, Ulrich (1986): Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
Beck, Ulrich (1988): Gegengifte. Die organisierte Unverantwortlichkeit. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
Beck, Ulrich (1993): Die Erfindung des Politischen. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
Beck, Ulrich (1995): Judo-Politik. Über die Entstehung supranationaler Öffentlichkeiten und die Chancen der Subpolitik, über Greenpeace als Agentur des inszenierten Konflikts und die neue Wichtigkeit politischer Symbole anhand der Affäre „Brent Spar“. In: die tageszeitung vom 1./2.07.1995, 13/14.
Beck, Ulrich (1999): Schöne neue Arbeitswelt. Vision: Weltbürgergesellschaft. Frankfurt/M.: Campus.
Beck, Ulrich/Elisabeth Beck-Gernsheim (1994): Individualisierung in modernen Gesellschaften – Perspektiven und Kontroversen einer subjektorientierten Soziologie. In: Beck, Ulrich/Elisabeth Beck-Gernsheim (Hrsg.): Riskante Freiheiten. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 10-39.
Marx, Karl/Friedrich Engels (1848): Manifest der kommunistischen Partei. Berlin 1986: Dietz.

(Wikipedia 17.12.18: https://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearkatastrophe_von_Tschernobyl)
(Wikipedia 17.12.18: https://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearkatastrophe_von_Fukushima )
  
Zusammengestellt: 18.12.2018. korrigiert 24.12./25.12.18
 

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